Programmbeschreibung
Einführung
Unter dem Begriff „Tatgeneigte“ werden Personen verstanden, welche noch nicht wegen eines begangenen Gewalt- oder Sexualdeliktes verurteilt worden sind, die sich jedoch in ihren Phantasien die Begehung eines Gewalt- oder Sexualdelikts vorstellen bzw. sich dazu gedrängt fühlen und bei denen mit der Begehung eines solchen Übergriffs zu rechnen ist, oder Personen, die im Dunkel- oder Graufeld bereits als Täter agiert haben.
Es handelt sich im Regelfall um Männer, die allen sozialen Schichten angehören.
Die psychotherapeutische Behandlung „Tatgeneigter“ ist am präventiven Opferschutz ausgerichtet, denn durch eine Behandlung kann das Risiko der - erstmaligen - Begehung von Straftaten deutlich reduziert werden. BIOS-BW bietet seit 1. August 2010 in Karlsruhe und derzeit vor allem in Mannheim, Freiburg, Offenburg, Heidelberg und Heilbronn ein einmaliges bundesweites Präventionsprogramm.
Zielgruppe allgemein
Das Behandlungsangebot richtet sich an potentielle Gewalt- und Sexualstraftäter, die
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sich selbst melden („reine Tatgeneigte“),
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sowie Personen, die von Behörden, wie Polizei und Jugendamt, Ärzten, Rechtsanwälten und Jugendheimen vermittelt werden und sich zu einer therapeutischen Behandlung bereit erklären („behördlich oder sozial Auffällige“)
Die Behandlung erfolgt unter Einhaltung der Schweigepflicht und - soweit vom Klienten erwünscht - unter voller Wahrung der Anonymität. Bei Personen, denen bereits ein Ermittlungsverfahren anhängig ist, wird nach Rücksprache eine Entbindung von der Schweigepflicht vorausgesetzt. Dies wird aber zuvor entsprechend geklärt. Eine erste Anfrage kann jederzeit anonym gestellt werden. Entsprechend der finanziellen Einkommensverhältnisse kann von BIOS-BW gegenüber den Klienten eine Eigenbeteiligung erhoben werden.
Es dient im besonderen Maße dem präventiven Opferschutz, ein Behandlungsangebot am Ort oder in der Nähe des Wohnsitzes des Klienten anzubieten, um zeitintensive, kostspielige und zumeist nicht bezahlbare Reisewege zu vermeiden und damit den Zugang zu therapeutischer Hilfe zu erleichtern. Aus diesem Grunde hat BIOS-BW bereits in mehreren Städten in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz Anlaufstellen geschaffen. Weitere sind geplant. Weiterhin bietet BIOS-BW bei sehr weiten Strecken zu einem Behandlungsstützpunkt die Möglichkeit der Therapie per Videocall an. Hierfür hat der Verein ein eigenes Videotherapie-Tool entwickelt.
Therapeutisches Konzept
Grundlegendes Ziel der Behandlung ist es, dass Klient*innen sich mit Ihren sexuellen Präferenzen in einem begleiteten, stabilisierendem Rahmen auseinandersetzen und Kontrollmechanismen entwickeln.
Zuerst gilt es, hierfür eine tragfähige therapeutische Beziehung zu den Klienten aufzubauen, die durch Vertrauen und Offenheit gekennzeichnet ist. Je nach aktueller Lebenssituation besteht zu Beginn der Behandlung die Notwendigkeit einer Krisenintervention, die beispielsweise emotionale Stabilisierung, auch das Schließen eines Non-Suizid-Kontrakts enthalten kann. Weiterhin gilt es, die Therapiemotivation zu stärken und zu stabilisieren. Für einige Klienten ist hierbei die Anonymität ein wichtiger Faktor.
Gleich zu Beginn der Behandlung werden gemeinsam mit dem Klienten Therapieziele erarbeitet und vereinbart.
Das therapeutische Setting bei der Behandlung ist Einzeltherapie. Gruppentherapie wird nicht durchgeführt.
Eine Therapie dauert durchschnittlich 6 Monate bis 1 Jahr, wobei sowohl wesentlich kürzere als auch längere Zeiträume möglich sind, je nach Bedarf des Betroffenen.
Schweigepflicht
Alle unsere TherapeutenInnen sind gesetzlich an die Schweigepflicht gemäß § 203 StGB gebunden.